Winter- und Anbetungskirche im Kloster Ettal

Winter- und Anbetungskirche im Kloster Ettal

Nördlich der historischen Barockkuppel, dem Wahrzeichen des kulturell und historisch bedeutenden Klosters und touristischen Anziehungspunktes Ettal, sollte als Ergänzung zum barocken Kirchenraum eine Werktags-, Winter- und Anbetungskirche mit Plätzen für 100 Besucher und 40 Mitglieder entstehen.
Ihr Standort liegt hinter der mächtigen Schauwand der barocken Eingangsfassade eher verborgen. Durch die Anbindung an den gotischen „Kreuzgang“ um den zwölfeckigen Zentralbau erschließt sich der Innenraum auf kurzem Wege. Seine Umfassungswände sind zum Großteil durch die umgebenden Gebäude definiert. Der neue Kirchenraum entwickelt sich wie der historische auf einer West-Ost-Achse. Er liegt als Gelenk zwischen dem Zentralbau und den orthogonalen, hofumschließenden Klostertrakten. Verschiedene bauliche Elemente nehmen durch ihre Kreisgeometrie Bezug auf die Formen der historischen Baukörperkomposition Kuppel-Chor-Sakristei. Die neuen Wände sind aus Sichtbeton und künstlerisch gestaltetem Glas. Sie unterscheiden sich damit deutlich von den historischen Mauern.
Das Dachtragwerk ist von den Wänden weitgehend abgelöst. Mit seiner undurchsichtigen, nach Osten gerichteten Glasfassade, erfährt der Raum eine eindeutige Ausrichtung. Die großflächigen Scheiben sind mit farblich akzentuierten Schmelzglas als Teil des künstlerischen Ausstattungsprogramms verbunden. Der graue Terrazzofußboden, im Freien als kreisbogenförmig abgegrenztes Kiesfeld fortgesetzt, distanziert sich von den Plattenbelägen der Altbauten und unterstützt durch seine Nähe zum Beton das reduktionistische Materialkonzept. Hinter der Tabernakelwand führt eine Treppe zur Gruft. Mit einer Licht transportierenden Glassäule in der Apsis findet der Kirchenraum eine optisch-spirituelle Fortsetzung.

Projektdaten
Bauherr: 

Katholische Kirchenstiftung Ettal, vertreten durch das Erzbischöfliches Ordnariat  München-Freising
Baureferat

Standort: 
Ettal
Planung – Fertigstellung: 
1983 - 1998
Leistungen: 
LPH 2 - 9
Team: 

Hannes Reichert, Volker Weykopf, Rudolf Eberle (Bauüberwachung)

Fotografien: 
Jens Weber
Publikationen: 
Licht & Architektur
1999
Architektouren
1998
Baumeister
1998