Containerbahnhof München-Riem

Containerbahnhof München-Riem

Der neue Umschlagbahnhof in München-Riem, ein ca. 2 km langes Schienenbündel zwischen Lärmschutzwällen, ersetzt die innerstädtischen Anlagen in der Nähe des Hauptbahnhofes. Hier werden Container von der Straße auf die Schiene umgesetzt und umgekehrt.

Außer Betriebs-, Verwaltungs- und Sozialgebäuden war ein Stellwerk erforderlich.
Der Bauplatz liegt am südwestlichen Rand der Gesamtanlage, nahe am Lärmschutzwall, einer Kleingartenanlage benachbart. Das Raumprogramm besteht überwiegend aus Technikräumen für die Stromversorgung und die elektronische Steuerung. Der Fahrdienstleiterraum mit ergänzenden Aufenthalts-, Sanitär- und Umkleideräumen liegt im obersten Geschoss.

„Wie eine Maschine steht das langgestreckte, an einem „Kopf“ betont schlanke Gebäude am Rand der weiten Gleisanlage. Der kompakte, zudem symmetrisch gegliederte Baukörper möchte an eine Dampflokomotive mit Führerstand und Leitblechen erinnern, ohne dass die Architekten das Bild strapaziert hätten.

Beherrscht wird das ganze Gebiet von den weithin sichtbaren Verladekränen, denen gegenüber das Stellwerk trotz seiner geringen Baumasse ein „Zeichen“ setzt. Seine Wirkung bezieht sich aus der Gestalt des Kopfbaues, der in den breiten Hauptbau eingeschoben wurde, sowie aus dem Materialwechsel zwischen rotem Ziegelsichtmauerwerk und Fassadenbekleidungen aus Alu-Wellblech.

Markant sind zudem die flachen, aus Titanzinkblech gedeckten Dachtonnen. Auf diese Weise hält die Erscheinung des Stellwerkes eine geschickte Balance. Einerseits drückt sich in ihr der Bezug zur regionalen Bautradition aus, zum anderen der Charakter eines technischen Bauwerkes. Die Wahl der Materialien erfüllt zugleich den Wunsch des Bauherrn nach „unterhaltsfreundlichen Fassaden- und Dachkonstruktionen“.

Die Funktionsbereiche wurden im Gebäude vertikal geschichtet. Der große, auf beiden Längsseiten auskragende Raum der Fahrdienstleitung mit den ergänzenden Sozialräumen liegt im 2. Obergeschoss. Hier lässt sich auch der Gestaltwandel im Stellwerksbau ablesen. Durch die Elektronik ist die klassische Aussichtskanzel überflüssig geworden. Die Fenster dienen nur noch der Orientierung bei Störfällen sowie der Information über Tageszeit und Witterung.“
Wolfgang Jean Stock
Baumeister 5/1994  

" ..... Eine strenge, wohlkalkulierte Architektur - die dennoch nicht auf eine heitere Note verzichtet; eine expressive Form, die viel über das Innenleben verrät - aber dennoch spannend, fremd, eben technisch wirkt; und eine Baukunst, die sich mit dem Ort und der Geschichtlichkeit der Bauaufgabe auseinandersetzt. ....... Außerdem mussten die Architekten hier nicht auf die schon komplett von Seiten der Bahn vorgeplante Haustechnik reagieren. Eine Freiheit, die sie zu nutzen verstanden. Das zeigen schon die kühnen Proportionen - diese Lok steht wirklich unter Dampf. Unweit des früheren Flughafens ist ein Gebäude entstanden, das fast allein auf weiter Flur über dem Areal thront - lediglich umstellt von den anfragenden Portalkränen, die die massige Last der Brummis wie Bauklötze im Kinderzimmer herumreichen. Der Bildschirm hat bei deren Kontrolle endgültig über das menschliche Auge gesiegt. Mangels Bedarf gibt es demnach auch keine Kanzel - Schade. Allerdings ist mit der sparsamen Befensterung auf diese Weise ein eindringlich schlanker und dynamischer Kubus entstanden, der diesem schwierigen, ausgefransten Gelände inmitten der typischen Vorstadt-Brache so etwas wie "Schönheit" verleiht."  -
Gerhard Matzig
Bauwelt 37/93

Projektdaten
Bauherr: 

Deutsche Bahn AG
vertreten durch die Bundesbahndirektion München

Standort: 
München - Riem
Planung – Fertigstellung: 
1989 - 1992
Leistungen: 
LPH 2 - 7
Team: 

Albert Kreitmeier

Fotografien: 
Siegfried von Quast
Publikationen: 
Bauwelt
1993 / 05
Bauwelt Heft 37
1993
Architektenblatt
1994 / 09